Mnemotechniken
Geschichte
Für die Griechen war das
Gedächtnis so bedeutend und geheimnisvoll, dass sie eine Göttin
daraus machten: Mnemosyne. Von dieser Göttin leitet sich das Wort
Mnemonik ab, worunter die Gesamtheit Memoriertechniken gefasst wird.
Jedes Gehirn verfügt über etwa 1.000.000.000.000 Gehirnzellen.
Aber trotz der ungeheuren Kapazität unseres Gehirns sind wir immer
wieder unzufrieden mit seinen Leistungen. Mit speziellen Techniken,
die die natürliche Arbeitsweise des Gehirns unterstützen, können
Gedächtnisleistung, Konzentration und Aufmerksamkeit bewusst
trainiert und gesteigert werden. Grundlage dafür ist das bildhafte
Denken: Beide Gehirnhälften werden gleichermaßen aktiviert.
Visualisierung und vernetztes assoziatives Denken werden durch
spezielle Übungen trainiert.
Dieses Prinzip hatten die Griechen vor 2000 Jahren erkannt. Sie
wussten schon damals um die Bedeutung von Imagination, Phantasie und
geistiger Assoziation. Aber auch die römischen Senatoren nutzten
diese Techniken. So konnten sie Senat und Volk mit ihren
phänomenalen Lern- und Gedächtniskünsten begeistern. Auch die
heutigen Methoden der Mnemotechnik basieren auf denselben
Fundamenten.
Techniken
Basis oder 1.Stufe jeder Mnemotechnik ist die
Fähigkeit, sich Begriffe bildhaft vorstellen zu
können und ihnen eine Bedeutung zu geben.
In der 2. Stufe werden zwei unterschiedliche
Begriffe bildhaft miteinander verknüpft. Es
entsteht ein so genanntes "Gefühlsbild".
Darauf bauen nun verschiedene Mnemotechniken
auf:
Das Zahl-Form-System verknüpft eine Zahl mit
einer Form, die man dieser Zahl spontan assoziiert. Eine Eins sieht
aus wie eine Kerze, eine Zwei ähnelt einem Schwan, usw.
Das Zahl-Reim-System verknüpft eine Zahl mit
einem Wort, das sich so ähnlich anhört. Eins klingt wie Mainz, Zwei
wie Brei. Auch hier prägt man sich eine Bildreihe ein, die man
schnell wieder rückübersetzen kann.
Diese Methoden eignen sich besonders zum Merken kurzer
Zahlenfolgen.
Die Loci-Technik, der "römische Raum", eignet
sich besonders gut zum Einprägen komplexerer und umfangreicherer
Zahlen, Begriffe etc. Diese Technik funktioniert, indem man sich
einen Raum vorstellt. Das kann ein realer, sehr gut bekannter oder
auch ein erfundener Raum sein. Man läuft in Gedanken einen Weg durch
diesen Raum und legt an markanten Punkten Zahlen oder Begriffe "ab".
Das Major-System ist das umfassendste der
Mnemotechniken. Es wurde in der Mitte des 17. Jahrhunderts als
Instrument für Gedächtniskünstler erfunden und sollte die Grenzen
aller bisherigen Systeme sprengen. Dieses System erlaubt die
unbegrenzte Speicherung, Ordnung und Gliederung von Begriffen,
Gegenständen, Zahlen und Daten im Gedächtnis. Das Grundkonzept
besteht darin, die Zahlen von 0 bis 9 nach einem besonderen Code
durch bestimmte Konsonanten bzw. Konsonantenverbindungen zu ersetzen
und mit diesen Schlüsselwörter zu bilden. Vokale haben keine
Bedeutung. Wie beim Zahl-Reim- und Zahl-Form-System müssen auch hier
bildhafte Schlüsselworte gefunden werden, die unmittelbar mit der
darzustellenden Zahl verknüpft werden können. Um sich die Zahl 20 zu
merken, wählen sie einen Buchstaben für die Zahl 2( =n) und einen
für die 0 (=s). Verbinden sie die beiden Konsonanten sinnvoll mit
Vokalen zu einem leicht zu merkenden Bild. Zum Beispiel NASE. Nase =
20. |